"(...) Es wäre eine unverzeihliche Verkürzung, wenn wir in Bildungsfragen nur über Fächergruppen wie Mathematik und Naturwissenschaften oder Fremdsprachen stritten. In einem Bildungskanon muss Orientierungswissen und die Vermittlung von Werten eine zentrale Rolle spielen. In unserem Alltag ist nicht nur die Beherrschung von Technik immer wichtiger, sondern auch die Verständigung über die normative Grundlage, auf der wir unser Gemeinwesen organisieren wollen.
Daher befürworte ich die Entwicklung eines Kerncurriculums, das die Auseinandersetzung mit Wertfragen z.B. in den Fächern Deutsch, Religion oder Sozialkunde vorbereitet.

Meiner Erfahrung nach hat Schule längst damit zu kämpfen, dass ihre Bezüge zum Umfeld, zur sozialen Wirklichkeit schwieriger und problematischer geworden sind. Mit dem Wandel der Gesellschaft ergeben sich geänderte Anforderungen an die in ihr lebenden Menschen. Um sich diesen Veränderungen stellen zu können, bedarf es eines Grundschatzes an gesellschaftlichem Wissen als Ziel einer schulischen Erziehung. Der Grundstein muss schon in der Grundschule gelegt werden - auch wenn diese Aufgabe weit über die Grundschule hinausweist und im Grundsatz lebenslanges Weiterlernen erfordert.

(...) Für die Erarbeitung des Kerncurriculums wünsche ich Ihnen und uns von dieser Stelle aus viel Erfolg und die dafür notwendige Weitsicht, damit unser Bidlungswesen die junge Generation auf die sie erwartenden zukünftigen Anforderungen umfassend vorbereitet. Unsere Aufgabe ist es, jungen Mensch Mittel an die Hand zu geben, damit sie ihr Leben selbst verantwortungsvoll führen können."

Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident, in einem Brief vom 24. März 2000

 

„Wichtig für unsere Arbeit ist der Hinweis, bei aller Regionaliserung – auch der Curricula – den Blick auf das gemeinsame zu lenken. Das ist übrigens von besonderer Relevanz für die europäische Ebene“

      Hjalmar Brandt, Verantwortlicher Redakteur für „forum e“, die Zeitung des „Verbandes Bildung und Erziehung“ (VBE) auf Bundesebene.
„Einen originellen Beitrag (...) stellte der in Essen tätige Bildungsforscher Wolfgang Böttcher vor: die Idee eines Kerncurriculums für die Grundschule. Experten sollen aus den hunderten von Lehrplänen das Wesentliche herausfiltern. Und das sollen dann wirklich alle Schüler der nach der Klasse sechs können. Warum soll dieses Kerncurriculum eine höhere Geltung für sich beanspruchen können als die Lehrpläne? Weil die mit so viel pädagogischer Lyrik überfrachtet seien, dass sie zu Recht von den Lehrerinnen beiseite gelegt würden“.
      Karl- Heinz Heinemann in der FRANKFURTER RUNDSCHAU vom 30.11.1999

 

„Ich finde die Idee (...) faszinierend. Wichtig finde ich vor allem – und da würde ich deutlich stärker akzentuieren: Noch ehe den Schülerinnen und Schülern Leistung abverlangt wird, gibt erst einmal die Schule ein ‚Leistungsversprechen‘:
‚Wenn Eltern ihr Kind dieser Schule anvertrauen, sichern wir, soweit das in unserer Macht steht, zu, dass Ihr Kind das, was hier in unserem (...) Pflichtenheft aufgelistet ist, wird Ihr Kind bei uns lernen. Es wird noch mehr lernen, denn dies stellt 50% unseres Planes dar, aber die anderen 50% sind variabel, nicht garantiert, unterschiedlich gewichtet‘“. 

Achim Albrecht, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der GEW (Bund). Pädagogischer Leiter der Gesamtschule Offene Schule Kassel- Waldau.

 

„Das Vorhaben trifft einen richtigen Punkt: Lehrer, Schüler, Eltern müssen wissen, was nach einer gewissen Zeit gelernt sein soll.“

Christian Petry, Freudenberg Stiftung in Weinheim

 

"Ich bin froh, dass ich auf diesem Wege meinen längst fälligen Appell an
die neue Bundesregierung richten kann: In meinem Beruf als Komiker bin ich
nämlich mehr als andere auf die Bildungsreserven meines Prublikums
angewiesen. Selbst wenn dieses Publikum noch so klein ist, müssen gemeinsame
Kenntnisse und ein zumindest ähnlicher Wissensstand vorhanden sein. Der
Erzeuger von Komik braucht diese allgemeinen Überlieferungen, Übereinkünfte
und Bildungsgüter, um sich stillschweigend darauf beziehen zu können, sie
gegebenenfalls zu brechen oder auf seine Weise damit zu spielen".

Otto Waalkes auf die Frage: "Was verstehen Sie unter Bildung? ",
in E&W 5/1999, S. 12